Reise ins Land der Ungetrennten

Wie kann man sich von der Idee der Trennung lösen? Das Theater von La Belle Meunière beruht auf der Beziehung, die es mit der Materie eingeht. Kieselsteine, Luft, Eisen, Sand oder Vase agieren und interagieren als Partner des Spiels, der Erfindung und der Reflexion. Die Lesung von Der Ungetrennte. Essay über die Welt ohne Andere (PUF, 2013) des Philosophen Dominique Quessada veranlasst Marguerite Bordat und Pierre Meunier, eine neue sinnliche Erfahrung zu skizzieren: die von Entdeckern, die sich von den Codes und Zwängen eines alten Modells befreit haben. Sie machen sich auf den Weg, um eine andere Form der Realität zu entdecken, ohne Hierarchie. Wie kann das Theater den politischen und existenziellen Umbruch der Entgrenzung darstellen? Welcher gemeinsame Elan kann aus der Asche der Trennung und der Identitätsverkrampfungen, die ein zeitgenössisches Gesicht davon sind, entstehen? In dieser klanglichen, plastischen und verkörperten Träumerei werden unsere westlichen, vom griechischen Denken geerbten Denkweisen zugunsten eines neuen Brennstoffs für die Vorstellungskraft zu Fall gebracht. Alles ist auf derselben Ebene, verbunden und antwortend: die SchauspielerInnen, das Publikum, die Dinge, die Zeit, das Draußen, das Drinnen, die Worte, das Denken, der Staub in der Luft, das Schlagen einer Tür, die Weichheit des Bodens, der Tod der Tragödin und die roten Sessel des Theaters.

Bühnenbildnerin und bildende Künstlerin, Marguerite Bordat begann schon früh eine wichtige Zusammenarbeit mit Joël Pommerat, mit dem sich ihre Sensibilität́ für die Bühne und all ihre Bestandteile herausbildete. Da sie sich immer mehr von Versuchen zur Erneuerung der Form angezogen fühlt, bevorzugt sie die Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren oder Regisseurinnen und Regisseuren, die der Dimension der Forschung, der Gefährdung und der Neuerfindung verpflichtet sind. Sie arbeitete lange mit Bérangère Vantusso und anderen (Jean-Pierre Laroche, Lazare...) zusammen.  Seit 2012 Marguerite Bordat teilt die künstlerische Leitung der Kompanie La Belle Meunière (Die schöne Müllerin) und arbeitet daran, Theaterformen im Geiste eines Ateliers zu erfinden. Dabei dominieren die plastische Erfahrung, die Konfrontation der Präsenz mit der Bewegung der Materialien und das Vergnügen, sich mit den physikalischen Gesetzen auseinanderzusetzen, die insgeheim von unserem menschlichen Dasein sprechen. Das Ensemble hat am TJP bereits folgende Stücke aufgeführt Forbidden di sporgersi, Die Vase, Securilif, Terairofeu und Bachelard Quartett.

www.labellemeuniere.fr